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Schon Neandertaler veränderten vor 125000 Jahren ihre Landschaft

Jäger und Sammler haben schon vor 125000 Jahren eine Veränderung des Ökosystems verursacht. So nutzten Neandertaler Feuer, um die Landschaft offen zu halten, sie hatten damit einen weit größeren Einfluss auf ihre lokale Umgebung als bislang angenommen.

Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie von Archäologen der Universität Leiden in Zusammenarbeit mit Forschenden der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz, Leibniz-Forschungsinstitut für Archäologie. Forschende gehen schon lange der Frage nach, wie und seit wann der Mensch in die Ökosysteme unseres Planeten eingegriffen hat.

Untersuchungen in einem Braunkohleabbaugebiet in der Nähe von Halle lieferten nun wichtige Hinweise. Im Tagebau von Neumark-Nord wurden in den letzten Jahrzehnten archäologische Forschungen durchgeführt. Molluskenschalen, die aus den Sedimenten der Fundstelle Neumark-Nord geborgen wurden, zeigen, wie hervorragend diese Fundstelle erhalten ist.

Zahlreiche Spuren der Aktivität von Neandertalern gefunden

„Neben einer großen Menge an Daten über die frühe Umwelt wurden auch zahlreiche Spuren der Aktivität von Neandertalern gefunden“, berichtet Sabine Gaudzinski-Windheuser, Professorin für Pleistozäne Archäologie an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz: „Wir haben unter anderem die Überreste von Hunderten von geschlachteten Tieren gefunden, umgeben von zahlreichen Steinwerkzeugen und einer großen Menge an Holzkohleresten.“

Die Spuren wurden in einer Landschaft gefunden, die vor 125000 Jahren ein Waldgebiet war. Nicht nur Beutetiere wie Pferde, Hirsche und Rinder, sondern auch Elefanten, Löwen und Hyänen lebten hier, wie die zooarchäologischen Untersuchungen von Lutz Kindler, Wissenschaftler am Römisch-Germanischen Zentralmuseum, und Sabine Gaudzinski-Windheuser zeigen.

Jäger und Sammler hielten Waldgebiete während 2000 Jahren offen

Dieser Laubmischwald erstreckte sich von den Niederlanden bis nach Polen. An mehreren Stellen in diesem Gebiet befanden sich Seen und an einigen dieser Seen wurden Spuren von Neandertalern am Ufer entdeckt. Als die Neandertaler damals dort auftauchten, wich der geschlossene Wald großen offenen Flächen, teilweise aufgrund von Bränden.

Es wurde bisher diskutiert, ob der Wald durch die Ankunft des Menschen geöffnet wurde oder ob Menschen hierherkamen, eben weil die Landschaft offen war. Die neue Studie fand jedoch genügend Beweise, um zu dem Schluss zu kommen, dass Jäger und Sammler das Gebiet mindestens 2000 Jahre lang offen hielten.

Vergleichende Untersuchungen der Leidener Paläobotanikerin Corrie Bakels haben gezeigt, dass an ähnlichen Seen der Gegend, wo die gleichen Tiere umherzogen, es aber keine Spuren von Neandertalern gibt, die dichte Waldvegetation weitgehend intakt blieb.

Frühe Jäger und Sammler haben ihre Landschaft gestaltet

Bisher wurde allgemein angenommen, dass die Menschen erst mit der Einführung der Landwirtschaft vor etwa 10000 Jahren begannen, ihre Umwelt zu gestalten, indem sie zum Beispiel Bäume fällten, um Felder anzulegen. Viele Archäologen gehen jedoch davon aus, dass dies schon viel früher, in kleinerem Umfang, erfolgte, wobei Neumark-Nord das früheste Beispiel für einen solchen Eingriff ist.

Die neuen Forschungsergebnisse sind nicht nur für die Archäologie von Bedeutung, sondern auch für Disziplinen, die sich beispielsweise mit Renaturierung befassen. Sie zeigen, dass frühe Jäger und Sammler ihre Landschaft gestaltet haben. Es ist sehr wahrscheinlich, dass in Zukunft weitere Hinweise gefunden werden, dass bereits die frühen Menschen in der tiefsten Vergangenheit ihre Umwelt schon viel früher stark beeinflusst haben, als bisher angenommen.

Foto: Wim Kuijper, Universität Leiden

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