Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina in Halle an der Saale blickt in ihrer jüngsten Stellungnahme zur COVID-19-Pandemie mit dem Titel „Coronavirus-Pandemie – Die Krise nachhaltig überwinden“ auf die psychologischen, sozialen, rechtlichen, pädagogischen und wirtschaftlichen Aspekte der Pandemie. Die 26 Wissenschaftler beschreiben Strategien, die zu einer schrittweisen Rückkehr in die gesellschaftliche Normalität beitragen könnten. Betont wird der Aspekt Nachhaltigkeit beim Neustart der Wirtschaft, darin lägen enorme Potentiale für die wirtschaftliche Entwicklung.
Angesichts der tiefen Spuren, die die Coronavirus-Krise hinterlassen wird, vor allem aber wegen der mindestens ebenso bedrohlichen Klima- und Biodiversitäts-Krise könne es nicht einfach eine Wiederherstellung des vorherigen Status geben, heißt es in dem Papier. Man müsse aus den Erfahrungen mit der Coronavirus-Pandemie und ihren Ursachen Lehren für die Zukunft zu ziehen: „Die generelle Zunahme der Bevölkerung, Urbanisierung und globale Mobilität, die Vernichtung und Abnahme der Widerstandsfähigkeit von Ökosystemen durch Landnutzungsänderungen und der Klimawandel tragen wesentlich zum Ausbruch von Epidemien und Pandemien bei.“
Staatliche Maßnahmen sollten Kriterien der Nachhaltigkeit in den Vordergrund stellen
Staatliche Maßnahmen, die nach dem Abklingen der Pandemie wirtschaftliche Tätigkeit wieder anstoßen, sollten daher die Kriterien der Nachhaltigkeit in den Vordergrund stellen. Die Akademie rät, eine „dringend nötigen Technologieoffenheit beispielsweise bei der Energiewende herzustellen, regionale und globale Stoffkreisläufe zu schließen“. Werde diese Chance vertan, so dürfte auf Grund der Größe der jetzigen Wirtschaftsprogramme ein später nötiges drastischeres Umsteuern extrem schwierig werden: „Daher liegt in der Wahrnehmung dieser historischen Chance eine kaum zu überschätzende Verantwortung der Handelnden. Notwendig ist dabei eine transparente Kostendiskussion, die auch die massiven externen Kosten von Klima-, Umwelt- und nicht zuletzt daraus resultierenden Gesundheitsschäden berücksichtigt.“
Als Maßnahmen mit hoher Priorität wird der Aufbau einer klimafreundlichen Wirtschaft und eine konsequente Mobilitäts- und Landwirtschaftswende gefordert, dies setze wesentliche Impulse für Innovation und Wachstum: „Dazu gehören die umgehende Einführung eines Preises für fossiles CO2, die schnellstmögliche Verabschiedung und Umsetzung der nationalen Wasserstoffstrategie sowie die Neuregelung des Strommarktes. Ziel muss ein starker europäischer Green Deal bleiben.“
Der Wirtschaftsrat der CDU hatte zuletzt mit Blick auf den Konjunktureinbruch durch die Corona-Krise eine Überprüfung von Klimavorgaben gefordert. Nach dem Ende der Pandemie müssten alle Sonderbelastungen der deutschen Wirtschaft auf den Prüfstand gestellt werden, die einer Erholung im Wege stünden. Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) forderte, der Aufbau einer vollständig auf erneuerbaren Energien basierenden Wirtschaft müsse im Fokus bleiben.
Foto: Markus Schulte