Ulrike Thränhardt erzählt auf YouTube, was viele Menschen im Corona-Jahr 2020 erlebten: „Vor der Zeit ging man arbeiten und machte so seine Sachen, wie immer. Plötzlich, ganz plötzlich kam Corona.“ Sie berichtet auch von der Langeweile, dass man nicht mehr wusste, was man machen sollte. Schließlich brachte sie jemand auf die Idee, eine Geschichte zu schreiben, eine, die sie schon immer schreiben wollte. Für das Ergebnis bekam sie sogar einen Preis beim Wortfinder-Schreibwettbewerb.
Geschichten oder Bücher schreiben ist in. Wer hat nicht schon mal davon geträumt, einen Roman zu schreiben und ein berühmter Autor zu werden. Romanschulen, Autoren-Workshops und Schreib-Werkstätten gibt es mittlerweile wie Sand am Meer. Im Internet finden sich zahlreiche Tipps und Blogs, sogar Apps und Software, die helfen, das Arbeiten mit dem Text zu strukturieren.
Auch die Kundschaft ist vorhanden. Fast dreißig Millionen Buchkäufer gab es laut Statistik 2019 in Deutschland. Im Jahr 2012 waren es sogar mal rund 37 Millionen. Den größten Umsatz machen Bücher aus dem Segment Belletristik aus, am beliebtesten sind immer noch Krimis und Thriller.
Interesse am Roman schreiben gestiegen
Und ähnlich wie bei Geschichtenschreiberin Thränhardt dürfte Corona auch für viele andere Menschen ein Auslöser gewesen sein, sich hinzusetzen und in die Tasten zu hauen. André Hille von der Textmanufaktur in Fischerhude kann das bestätigen. Er war früher Lektor in einem Leipziger Buchverlag. Heute betreibt er eine Autorenschule. Wenn er auf das Pandemie-Jahr zurückschaut, stellt er fest, dass das Interesse, einen Roman zu schreiben, gestiegen ist. „Plötzlich war der Arbeitsdruck ein wenig weg und die Zeit da, sich auf diese Themen zu besinnen“, meint er, und: „Vielleicht haben sich durch die Pandemie auch die Prioritäten verschoben.“
Auch Schriftsteller und Journalist Sebastian Fitzek, der mit seinen Psychothrillern bekannt geworden ist, wollte die Pause sinnvoll nutzen. Er rief unter dem Motto „#wirschreibenzuhause“ auf Instagram zu einem Kurzgeschichtenwettbewerb auf. Die besten Werke sollen veröffentlicht werden, die Erlöse dem stationären Buchhandel zugute kommen. In Hessen hat man unterdessen mit dem Schreibwettbewerb „Ohne Punkt und Komma“ Kinder und Jugendliche angesprochen, die es in der aktuellen Corona-Krise besonders schwer hätten. „Es geht um die Ideen der Kinder und Jugendlichen, um ihre Lust am Scheiben. Ich würde mich sehr freuen, wenn viele die Chance nutzen und sich als Autorin oder Autor ausprobieren“, sagte Kultusministerin Angela Dorn.
Preisträgerin Thränhardt schrieb eine Geschichte über einen Garten, einen wirklich vorhandenen, den sie nutzen darf und in der Corona-Zeit ihr Lieblingsort war. „Dort habe ich mich so wohl gefühlt, und die Gedanken sind mir nur so im Kopf herumgeflattert, sie mussten einfach aufgeschrieben werden“, sagt sie.
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