Äcker nehmen in Deutschland 36 Prozent der Landflächen ein. Weltweit liegt der Schnitt bei rund elf Prozent. Die Art und Weise, wie diese Flächen bewirtschaftet werden, hat großen Einfluss auf die floristische Artenvielfalt, Biodiversität und die ökologischen Funktionen der Ackerflächen in der Landschaft, wie eine Untersuchung von Forschenden des Julius Kühn-Instituts (JKI) zeigt.
Die Wissenschaftler haben viele Jahre konventionell mit langjährig ökologisch bewirtschafteten Äckern hinsichtlich der auftretenden Wildpflanzenarten verglichen. Aber erstmals wurden auch Flächen in die Untersuchungen einbezogen, auf denen die Arten noch nie chemisch bekämpft wurden. Die entsprechenden Felder in Brandenburg sind seit 2013 als Schutzäcker ausgezeichnet.
„Solche Flächen sind selten, nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Mitteleuropa“, erklärt Jörg Hoffmann vom JKI-Fachinstitut für Strategien und Folgenabschätzung. Zudem haben die Forscher die übliche Analyse von Artenvielfalt und Grad der Bodenbedeckung erweitert, um die zwei Parameter „Zahl der blühenden Arten“ und deren „Blühintensität“. Dafür haben sie in einem neuen Verfahren ermittelt, welche der Arten auf den Flächen im Frühjahr und Sommer tatsächlich blühen und wie deren Blühintensität in Beziehung zu den Anbaumethoden ausgeprägt war.
Vermuteter Gradient bei Biodiversität und Blühintensität
Die Ergebnisse bestätigen den vermuteten Gradienten bei Artenvielfalt und Blühintensität von den nie mit Pflanzenschutzmitteln behandelten über die ökologischen bis zu den konventionell bewirtschafteten Flächen. Bei der floristischen Biodiversität, einer aggregierten Maßzahl aus Artenvielfalt, Deckungsgrad, blühenden Arten und Blühintensität, ergab sich ein Verhältnis von 100 zu 53 zu 3 – von den Schutzäckern zu ökologischen zu konventionellen Flächen.
„Verbunden mit der ab etwa 1950 einsetzenden Intensivierung der Ackerflächennutzung wäre somit ein sehr drastischer Rückgang der floristischen Biodiversität auf den konventionellen Äckern zu konstatieren“, sagt Jörg Hoffmann vom JKI-Fachinstitut für Strategien und Folgenabschätzung. Das Ergebnis einer um den Faktor 17 höheren floristischen Biodiversität auf langjährig ökologisch bewirtschafteten Flächen (29 Jahre), unterscheide sich von anderen Studien, in denen Flächen untersucht wurden, die erst wenige Jahre zuvor auf ökologische Landwirtschaft umgestellt wurden.
Da vielfältig blühende Wildpflanzenarten der Äcker wichtige Nektar- und Pollenquellen für Insekten darstellen, ist laut JKI davon auszugehen, dass ihr Rückgang in Folge intensiver Bewirtschaftung mit chemischen Pflanzenschutzmitteln, vor allem mit Herbiziden, sich auch erheblich auf die Diversität und Häufigkeit von Insekten in der durch Ackerbau dominierten Agrarlandschaft auswirkt, so das Fazit der Studie.
Untersucht wurden 356 Plots mit fünf mal fünf Meter Größe auf der „Ostbrandenburger Platte“ in Wintergetreidekulturen. 282 der Flächen waren konventionell bewirtschaftet, 48 ökologisch, und auf 26 wurden niemals Pflanzenschutzmittel eingesetzt. Die Parameter Artenvielfalt, Bodenbedeckung, Zahl der blühenden Arten und Blühintensität wurden laut JKI von einem erfahrenen Botaniker im Frühjahr von Ende März bis Anfang April und Frühsommer von Ende Mai bis Anfang Juni 2019 bestimmt.
Foto: JKI/Jörg Hoffmann