Rund 66 Prozent der Bahnhöfe an ICE-Schnellstrecken und Sprinterverbindungen sind bereits mit 5G versorgt, Gigabit ist in aller Munde. Deutschlands schnellste Bahnhöfe auf diesen Verbindungen sind jeweils einer in Berlin, Darmstadt, Frankfurt am Main, Hamburg und Leipzig sowie zwei in Köln. Das zeigt eine aktuelle Studie des Vergleichsportals Verivox. Untersucht wurden demnach sämtliche Halte sowie Start- und Endbahnhöfe auf den deutschen ICE-Schnellstrecken sowie Sprinterverbindungen. Ermittelt wurde an jedem der insgesamt 32 Bahnhöfe oder Halte die maximal erreichbare Surfgeschwindigkeit.
Große Unterschiede bei Geschwindigkeit
An allen sieben Bahnhöfen ist im Telekom-Netz Gigabit-Geschwindigkeit möglich. Im Vodafone-Netz ist derzeit Köln-Messe/Deutz der einzige Gigabit-Bahnhof. Mit jeweils maximal 500 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) surfen Vodafone-Kunden in Frankfurt am Main, Hannover, Leipzig und Stuttgart, in Dortmund sind 600 Mbit/s erreichbar. Teilweise ist der Speed-Unterschied zwischen beiden Netzen groß: So liegen etwa am Berliner Hauptbahnhof ganze 900 Mbit/s zwischen dem Maximal-Speed beider Netzbetreiber. Die langsamsten Bahnhöfe für Telekom-Kunden sind Bensheim, Berlin-Spandau, Erlangen, Kassel-Wilhelmshöhe und Leipzig/Halle mit jeweils 150 Mbit/s, für Vodafone-Kunden ist es Mannheim mit vergleichsweise langsamen 50 Mbit/s. Telefonica weist in seiner Netzabdeckungskarte keine Geschwindigkeiten aus und hat noch kein kommerzielles 5G-Netz in Betrieb.
Versorgung mit 5G bedeutet nicht Gigabit-Speed
Der neue Netzstandard 5G ist zusätzlich zu 4G bereits an 66 Prozent der Schnellbahnhöfe verfügbar – mit steigender Tendenz und fast ausschließlich im Netz der Telekom. Allerdings: An 40 Prozent der untersuchten 5G-Bahnhöfe sind lediglich maximale Geschwindigkeiten zwischen 150 und 375 Mbit/s erreichbar. „5G bedeutet nicht automatisch Gigabit-Geschwindigkeit,“ sagte Jens-Uwe Theumer, Vice President Telecommunications bei Verivox. „Die Bandbreite ist abhängig vom genutzten Frequenzbereich und der Zahl der eingeloggten Nutzer in einer Funkzelle. Sie sinkt außerdem, wenn 4G und 5G an einem Mobilfunkmast parallel genutzt werden. Das führt etwa in Kassel-Wilhelmshöhe zu der kuriosen Situation, dass dort 5G-Kunden nur rund halb so schnell surfen wie Nutzer des 4G-Netzes.“
Empfang in Zügen ist abhängig von der Umgebung
Trotz womöglich gigabitschnellen Internets auf dem Bahnhofsgelände: Im Zug kommt grundsätzlich weniger Bandbreite an; die Funkwellen dringen durch die wärmeisolierten Scheiben nur schwer ins Zuginnere. Das Mobilfunknetz für das Bord-WLAN gelangt stattdessen über Repeater in den ICE. „Die WLAN-Versorgung im Zug ist abhängig von der Qualität der Mobilfunkversorgung an der Strecke,“ sagt Theumer. Fährt der Zug durch Regionen ohne Mobilfunkversorgung, sind für die Reisenden weder Internetnutzung noch Gespräche mit dem Smartphone möglich.
Zudem sind vergleichsweise viele Streckenkilometer entlang der wichtigsten ICE-Trassen untertunnelt – hier brechen Telefonate und Datenverbindungen dann oft gänzlich ab. Etwa auf der Schnellfahrstrecke Hannover-Würzburg mit den längsten Tunneln Deutschlands ist jeder dritte Kilometer untertunnelt. „Bis 2024 sind die Netzbetreiber dazu verpflichtet, sämtliche Schienenwege vollständig mit mobilem Breitbandinternet zu versorgen,“ erklärt Theumer. „Weitere Auflagen gelten für Straßen- und Schifffahrtsnetze. Die Verfügbarkeit leistungsfähiger Mobilfunkverbindungen auch auf Reisen ist für eine moderne Gesellschaft essenziell.“
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