Drücken Sie „Enter“, um den Inhalte zu überspringen

Große und alte Mischwälder stoppen Rückgang bedrohter Vogelart

Welche Rolle spielen Mischwälder für bedrohte Vogelarten? Bestände vieler Zugvögel, die südlich der Sahara überwintern, gehen seit Ende der 1990er Jahre europaweit zurück. Entgegen dieses Trends dauert die positive Populationsentwicklung des Trauerschnäppers (Ficedula hypoleuca) im Kottenforst bei Bonn aber weiter an. Sie hat sogar einen Bestand erreicht, der den Forst zu einem regional wichtigen Brutgebiet für die Art macht.

Ein Wissenschaftlerteam des Naturkundemuseums Stuttgart und der ehrenamtlichen Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft Bonn am Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels untersuchte die langfristige Populationsentwicklung und Nistplatzwahl der Trauerschnäpperpopulation im Kottenforst bei Bonn. Die Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung großer, alter Wälder für den Erhalt der heimischen Biodiversität.

Rückgangsursache biotische Wechselwirkungen und der Klimawandel?

Der Trauerschnäpper ist ursprünglich ein Bewohner alter Mischwälder. Dort nistet er in Baumhöhlen und ernährt sich ausschließlich von fliegenden Insekten. Die Art war aufgrund von Lebensraumverlusten zu Beginn des 20. Jahrhunderts aus weiten Teilen Mitteleuropas verschwunden. Sie erholte sich aber flächendeckend, unter anderem durch das Anbringen von Nistkästen in allen Arten von Wäldern, aber auch in Parks und großen Gartenanlagen. Dieser Trend dauerte bis vor rund 25 Jahren an. Seither gehen die meisten Populationen wieder zurück. Hierfür werden verschiedene Gründe als Rückgangsursache diskutiert, darunter biotische Wechselwirkungen und der Klimawandel.

Unterdessen wird die Wichtigkeit des Kottenforsts erkannt. „Es ist wünschenswert die Fläche des Wildnisgebietes im Kottenforst noch auszudehnen und dabei insbesondere die Gebiete mit den Kernvorkommen des Trauerschnäppers zu berücksichtigen“, fordert Stefan Abrahamczyk, Kurator am Naturkundemuseum Stuttgart: „Die Mehrheit der Vogelpaare nutzt Baumhöhlen zum Brüten, die in reich strukturierten, offenen Altwäldern reichlich vorhanden sind, diese Waldstruktur scheint für den Trauerschnäpper optimal zu sein, da sie die Jagd auf Fluginsekten in der Nähe des Nestes ermöglicht.“

Die Population im Kottenforst entstand in den 1960er Jahren durch das Anbringen zahlreicher Nistkästen, die durch viele, 150 bis 250 Jahre alte Eichen und Buchen geprägt werden. Zwischen 1960 und 1970 stieg die Population stark an und war vollständig auf Nistkästen zur Brut angewiesen, obwohl auch damals schon viele natürliche Nisthöhlen zur Verfügung gestanden hätten. Dass sich Trauerschnäpper im Kottenforst und einigen wenigen anderen alten Wäldern von Russland bis Spanien weiter ausbreiten, kann an der Größe und Struktur dieser Wälder liegen. Große, alte Mischwälder bieten besonders viel Nahrung und Nistmöglichkeiten und sind besser gegen Störungen gepuffert.

Große, alte Mischwälder wichtig für heimische Arten

Dieses Argument wird unterstützt durch die Beobachtung, dass aktuell im Kottenforst nur noch ein Drittel der Trauerschnäpperpopulation in Nistkästen und der Rest in natürlichen Baumhöhlen alter Eichen und Buchen brütet. Die Gründe für diese Entwicklung sind noch unklar. Zwar ging die absolute Anzahl der Nistkästen seit 1970 zurück, der Anteil der von Trauerschnäppern besetzten Kästen blieb hingegen konstant. Auch steht jedes Jahr ein kleiner Teil der verfügbaren Kästen leer.

„Diese Ergebnisse widersprechen der bisher gängigen Annahme, dass Trauerschnäpper Nistkästen gegenüber Baumhöhlen bevorzugen und zeigen, wie wichtig große, alte Mischwälder für viele heimische Arten und den Erhalt der heimischen Biodiversität sind“, sagt Stefan Abrahamczyk.

Foto: Hans Glader

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner