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Mit Rewilding die biologische Vielfalt erhalten?

Den Verlust an biologischer Vielfalt aufzuhalten, stellt eine zentrale Herausforderung dar. Deshalb ist das so genannte „Rewilding“ in den vergangenen Jahren als eine besonders erfolgversprechende, partizipative und prozessorientierte Methode des Biodiversitäts- und Naturschutzes zunehmend ins Rampenlicht gerückt.

Durch Wiederzulassen natürlicher Prozesse, Förderung der natürlichen Wildtierpräsenz und -dichte und starke Einbindung der Menschen vor Ort zielt es darauf ab, die Anpassungsfähigkeit von Ökosystemen zu stärken, um so Biodiversität zu befördern und Ökosystemleistungen bereitzustellen. Dabei wird eine wirtschaftliche Nutzung der Gebiete nicht ausgeschlossen, sondern im Gegenteil großer Wert auf die Stärkung der regionalen naturökonomischen Potenziale und der nachhaltigen Wertschöpfung gelegt.

Einziges Rewilding-Gebiet in Deutschland

Im Forschungsprojekt REWILD_DE, das sich mit dem einzigen Rewilding-Gebiet in Deutschland beschäftigt, befassen sich Forschenden mit den Potenzialen für die Wiederherstellung der biologischen Vielfalt und die Förderung einer naturbasierten ökonomischen Entwicklung. Darüber hinaus wollen sie untersuchen, wie die gewonnenen Erfahrungen vom Modellgebiet Oderdelta auf den überregionalen Biodiversitätsschutz übertragbar sind.

Fragestellungen sind: Welche Möglichkeiten bietet Rewilding in verschiedenen Ausprägungen – etwa Fließgewässerrenaturierung, natürliche Beweidungsansätze, Koexistenz mit Wildtieren – für die Erhaltung und Wiederherstellung der Biodiversität? Welche Ökosystemleistungen im Sinne regionalwirtschaftlicher und weiterer gesellschaftlicher Vorteile werden dadurch bereitgestellt oder unterstützt? Wie kann es das regionalwirtschaftliche Potenzial stärken? Und welche Rolle kann es für den Biodiversitäts- und Naturschutz in Deutschland einnehmen?

Dialog mit der Bevölkerung vor Ort

In der dreijährigen Projektlaufzeit wird analysiert, unter welchen Bedingungen Biodiversitäts- und Ökosystemleistungen durch Rewilding in Wert gesetzt werden können, damit sich in der Region am Stettiner Haff eine Unterstützung seitens der betroffenen Stakeholder einstellt. Diese instrumentelle Perspektive soll durch die Entwicklung eines „Rewilding-Dialogs“ mit der Bevölkerung vor Ort ergänzt werden.

Über künstlerische Zugänge und Öffentlichkeitsarbeit soll dabei eine Verständigung über Leitbilder erreicht sowie Wertschätzung für immaterielle Werte von Natur gefördert werden. Für einen projektbegleitenden Stakeholderbeirat will das Projekt Vertreter wichtiger regionaler Akteure gewinnen. Schließlich werden die Projektpartner auch die Umsetzung des Rewilding im Oderdelta untersuchen, um umfassend einschätzen zu können, inwieweit das Konzept für den Naturschutz in anderen Gebieten Deutschlands tauglich ist.

Weltweit immer mehr Anwendung

Denn es findet weltweit immer mehr Anwendung. In Europa wird es beispielhaft durch die Organisation „Rewilding Europe“ in neun Modellgebieten unterstützt. Seit 2015 erstreckt sich eines davon beiderseits der deutsch-polnischen Grenze um das Stettiner Haff: das Oderdelta. Erste Bemühungen begannen hier bereits 2012, seit 2019 vernetzt, bündelt und ergänzt der neu gegründete Verein Rewilding Oder Delta die Aktivitäten der verschiedensten Partner, wie Unternehmen oder Existenzgründer, und arbeitet eng mit den Naturparks der Region zusammen.

Das Projektkonsortium arbeitet unter der wissenschaftlichen Koordination des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung Leipzig mit weiteren Partnern aus der Wissenschaft – dem Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung und der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg sowie der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde. Praxispartner vor Ort ist der Rewilding Oder Delta e.V.

Foto: Solvin Zankl / Rewilding Europ

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