Der Mann spricht aus, was keiner hören will: Eigentlich könne durch Kunststoffrecycling nur wenig an CO2-Emissionen eingespart werden. Aber man solle es trotzdem machen, weil „mit dieser Art und Weise transportiert wird, wie wir leben wollen und wie wir mit unseren Ressourcen umgehen.“ Das sagte der Wissenschaftler Roman Maletz jetzt einem deutschen Nachrichtenmagazin.
Ja, wie wollen wir denn morgen leben? Das Thema Müllsortierung und -verwertung gerät in einer Pandemie naturgemäß ein wenig in den Hintergrund. Doch jetzt meldet sich die Branche zurück: „Den Kunststoffrecyclern brechen wichtige Märkte weg“, sagt Herbert Snell, Vizepräsident des bvse-Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung. Durch Corona sei die Nachfrage der Industrie weltweit im freien Fall.
Snell verweist auf niedrige Ölpreise und die Kosten für Kunststoffrohstoffe, die auf einem Niveau seien, wie seit der Finanzkrise nicht mehr. „Der Preisvorteil der Recyclingware gegenüber der Primärware fällt weg und kehrt sich teilweise sogar ins Gegenteil“, so Snell. Gleichzeitig sei die Produktion der kunststoffverarbeitenden Industrie, die Recyclate einsetzt, vor allem in Deutschland, Frankreich, Italien, aber beispielsweise auch im Nahen Osten oder in Südamerika zurückgegangen oder ganz zum Erliegen gekommen.
Offenbar will Corona uns zeigen, wie sinnfrei wir unsere Wirtschaft organisieren. Abfall ist schon lange eine Ware geworden. Und kaum jemand stemmt sich dagegen. Die wenigen Menschen, die ihre Äpfel ohne Plastikbeutel in den Einkaufswagen legen oder sogar im Unverpackt-Laden einkaufen, können offenbar nichts daran ändern, dass gelbe Tonnen weiterhin überquellen. Die Lösung bleibt: Bildung, Bildung, Bildung! Menschen von klein auf spielerisch anleiten, dass eine Verpackung Müll ist, mit dem ich mich auseinander setzen sollte, statt ihn achtlos unsortiert wegzuschmeißen.