Technologische Innovationen kennen wir, sie sind Motor unserer Wirtschaft. Seit ein paar Jahren ist aber auch die Rede von sozialen Innovationen. Darunter versteht man neue soziale Praktiken und Organisationsmodelle, die tragfähige und nachhaltige Lösungen für die Herausforderungen unserer Gesellschaft finden wollen. Etwa durch Sharing-Modelle oder digitalen Lösungen, die die Art und Weise unseres Zusammenlebens, des Arbeitens und des Konsumierens verändern.
Damit sind sie sozusagen der Gegenentwurf zur heute stark verbreiteten Konsumkultur und dem individualisierten Verkehr. Menschen mit Kampagnen oder Events von einem nachhaltigeren Konsum oder umweltfreundlichen Formen der Mobilität zu überzeugen, scheitert oft. Stattdessen machen sich immer mehr selber auf den Weg zu einem nachhaltigen Leben, tun sich dafür auch oft mit anderen zusammen, um alternative Wirtschafts- und Lebensstile umzusetzen, in Eigenregie. Von Initiativen und zivilgesellschaftlichen Bewegungen sprechen Experten, bürgerschaftliches Engagement ist ein anderer, weit gefasster Begriff.
Auch die Bundesregierung soll nun soziale Innovationen stärker und gezielter fördern. Dafür solle ein ressortübergreifendes Konzept entwickelt werden, wie die Abgeordneten von CDU/CSU und SPD im Bundestag mitteilen. Sie fordern auch, potenzielle Hemmnisse beim Zugang zu Finanzierungsmöglichkeiten abzubauen. Öffentliche Förderangebote für Sozialunternehmen müssten transparenter gestaltet, soziale Innovationen und Sozialunternehmertum generell in der Öffentlichkeit bekannter gemacht werden. Außerdem schlagen die Abgeordneten Vernetzungs- und Austauschformen wie Plattformen und Wettbewerbe vor. Neben Sozialunternehmen, zivilgesellschaftlichen Akteuren und Unternehmen komme auch der Wissenschaft eine wichtige Rolle bei der Entwicklung, Erprobung und Verbreitung nicht nur technologischer, sondern auch Sozialer Innovationen zu.
Ökologische oder soziale Wirkungen von Innovationen
Im Prinzip ist das nichts Neues. Das Umweltbundesamt hat 2014 einen Leitfaden zur Förderung sozialer Innovationen für nachhaltigen Konsum herausgegeben. Auf Länderebene gibt es seit Jahren viele Projekte, die lokale Initiativen wie Urban Gardening, Repair-Cafes, Tauschring, Bücherschrank, Lastenradverleih oder Foodsharing fördern sollen. Auch Kommunen sind bei diesem sehr Thema sehr aktiv, weil dieses bürgerschaftliche Engagement viele lokale Klimaschutzvorhaben fördert. Und der Rat für Nachhaltige Entwicklung organisiert jährlich bundesweit die „Deutschen Aktionstage Nachhaltigkeit“ – immer mit Blick auf die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung, die Sustainable Development Goals, kurz SDG.
Aber die eigentlichen Potenziale von Sozialen Innovationen, die sich in Kooperation von Akteuren aus Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft entfalten, werden noch unzureichend genutzt, meinen die Politiker der Regierungsfraktionen. Die Rahmenbedingungen für „wirkungsorientiertes“ Investieren, bei dem also neben einer finanziellen Rendite auch direkte ökologische oder soziale Wirkungen angestrebt werden, müsste bei einem ganzheitlichen Ansatz mitberücksichtigt werden.
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