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Welche Rolle spielen wiedervernässte Moore beim Klimaschutz?

Moore speichern doppelt so viel Kohlenstoff wie die gesamte Biomasse der Wälder der Welt. Doch viele ihrer Flächen weltweit wurden entwässert und dadurch Kohlendioxid-Quellen. Was die Wiedervernässung für die Natur und den Schutz des Klimas bringt, zeigt jetzt eine Studie.

Die Moorlandschaften in Deutschland bedeckten vor langer Zeit mit 1,5 Millionen Hektar eine Fläche von 4,2 Prozent der Landfläche Deutschlands. Heute sind sie zu 95 Prozent entwässert, abgetorft, bebaut oder landwirtschaftlich und forstwirtschaftlich genutzt. Ihre Wiedervernässung ist für die Verringerung der CO2-Emissionen unerlässlich. Dieser Zusammenhang ist seit einigen Jahren bekannt und mit vielen Messdaten belegt.

Durch die Wiedervernässung von Mooren entstehen hydrologisch, geochemisch und auch in der Vegetation neuartige Ökosysteme. Sie funktionieren aber anders, wie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universitäten Greifswald und Rostock berichten. Deshalb sei die Übertragung von Wissen über die Funktionsweise aus naturnahen Sümpfen nur eingeschränkt möglich.

Wenig Forschung über wiedervernässte Moore

Wie allerdings die wiedervernässten Moore konkret aussehen, welche Vegetation sich einstellt und ob sie funktionell wieder ihrem natürlichen Zustand ähneln, ist bisher wenig erforscht. Eine zentrale Frage der Studie war deshalb, ob und nach welcher Zeit die wiedervernässten Flächen ihrem ursprünglichen Zustand wieder ähnlich werden?

Unter Federführung der beiden Universitäten hat eine Gruppe von Moorkundigen aus Europa Daten von hunderten naturnahen und wiedervernässten Niedermooren in gemäßigten Zonen Europas miteinander verglichen. Die Studie liefert nun die bisher umfassendsten Erkenntnisse zu wiedervernässten Flächen in den gemäßigten Breiten.

Das Forschungsteam hat den Erfolg der Wiedervernässung durch den Vergleich von 320 wiedervernässten mit 243 naturnahen Niedermoorstandorten mit vergleichbarer Entstehungsgeschichte in den gemäßigten Breiten Europas zwischen Wales im Westen und Belarus im Osten untersucht. „Ein besonderer Datenschatz waren dabei die Daten aus Mecklenburg-Vorpommern, wo mehr als 30000 Hektar der insgesamt in Deutschland bisher wiedervernässten Moorfläche von etwa 70000 Hektar liegen“, heißt es.

Wiedervernässung begünstigt Feuchtgebietspflanzen wie Schilf und Rohrkolben

Die Ergebnisse deuten den Angaben der Forschenden nach darauf hin, dass die Wiedervernässung die Etablierung von hohen, grasartigen Feuchtgebietspflanzen wie Schilf und Rohrkolben begünstigt. Neben der veränderten Biodiversität zeigten die wiedervernässten Feuchtflächen im Vergleich zu naturnahen Standorten stärkere Schwankungen im Wasserstand und verdichtete Torfe.

Überraschenderweise bleiben die Unterschiede zwischen wiedervernässten und naturnahen Mooren hinsichtlich Biodiversität der Vegetation und Ökosystemfunktionen – charakterisiert beispielsweise durch geochemische und hydrologische Parameter – lange erhalten. Bis zu drei Jahrzehnte nach Herstellung des Ursprungszustandes konnte im Mittel kein Trend hin zu den Bedingungen in naturnahen Sümpfen nachgewiesen werden. Stattdessen entstehen lokal neuartige Ökosysteme, so das Fazit.

500000 Quadratkilometern entwässerter Flächen weltweit bis 2070

Welche Rolle spielen die Moore beim Klimaschutz? Das Pariser Abkommen impliziert die Wiedervernässung von 500000 Quadratkilometern entwässerter Flächen weltweit bis zum Zeitraum zwischen 2050 und 2070. In Deutschland müssten zur Erreichung dieses Zieles rund 50000 Hektar pro Jahr, in Mecklenburg-Vorpommern etwa 8500 Hektar pro Jahr wiedervernässt werden. „Um die Planung und Durchführung der Wiedervernässung von Mooren und die anschließende nachhaltige Bewirtschaftung optimal zu gestalten, ist ein besseres Verständnis der daraus resultierenden lokal neuartigen Ökosysteme erforderlich“, so die Forschenden der beiden Universitäten.

Deshalb rufen sie zu einer konzertierten Verstärkung der Forschungsaktivitäten zu wiedervernässten Flächen auf, um gemeinsam und koordiniert Daten über die ökologische Funktionsweise eines möglichst breiten Spektrums von wiedervernässten Sumpfflächen zusammenzustellen und wo diese fehlen, zu erarbeiten. Hintergrund ist die Mitte 2021 gestartete UN-Dekade für die Restaurierung von Ökosystemen. Sie ist aus Sicht der Beteiligten der entscheidende Zeitraum für die Erfüllung der Verpflichtungen aus dem Pariser Abkommen.

Foto: Marisa04 auf Pixabay

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