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Nur eine Pandemie-Pause für E-Scooter?

In Erfurt hat kürzlich einer der in Deutschland aktiven Verleiher von E-Scootern – also elektrobetriebenen Zweirad-Rollern – seinen Service eingestellt. Medien berichten mal von einer Winterpause, mal von einem „umstrittenen Beitrag zum Erscheinungsbild der historischen Landeshauptstadt“ Thüringens. Fotos von zweirädrigen Wasserleichen sind zu sehen.

Umstritten sind sie auf jeden Fall, seit die sogenannten Elektrokleinstfahrzeuge per Verordnung im Juni 2019 offiziell auf die Straße durften. Zwar war sich die Politik vergleichsweise einig, dass die Fahrzeuge im bundesweiten Mobilitätskonzept eine Rolle spielen sollen. Aber nicht wenige hatten Zeifel, ob die Roller wirklich ihrem Zweck entsprechend genutzt wurden. Auch steht die Frage im Raum, ob die Anbieter einen kalten Winter überleben. Und melden sie in Zeiten von Corona Pandemie-Pause an?

„Wir haben uns entschlossen, unseren Service vorübergehend zu pausieren, um den Menschen zu helfen, in Sicherheit zu bleiben“, sagt Jashar Seyfi, General Manager bei Lime in Deutschland. Zwar sei man sehr zufrieden mit den Entwicklungen seit dem Start in Deutschland. Aber das Virus sei eine noch nie dagewesene Herausforderung für Städte auf der ganzen Welt.

Bedarf an sicheren Verkehrsmitteln

Mitbewerber Tier geht noch nicht soweit. „Wir beobachten und analysieren kontinuierlich die Entwicklung rund um die Pandemie und bewerten die Lage neu, sobald sich Entscheidungsgrundlagen verändern“, heißt es dort. Gerade in Zeiten sozialer Distanz stellen man einen Bedarf an sicheren Verkehrsmitteln in den Städten fest. Es gebe auch in diesen Zeiten Arbeitnehmer, die pendeln müssen, für solche halte man in Deutschland, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Schweden, Norwegen und Finnland noch eine reduzierte Flotte in Betrieb. In Ländern wie Italien, Frankreich, Spanien, die Schweiz und Österreich pausiere man. „Unser Grundprinzip ist es, mögliche Anpassungen an unseren Geschäftsbetrieb in einem offenen Dialog mit den Stadtbehörden gemeinsam festzulegen“, so Bodo von Braunmühl, Kommunikationschef bei Tier.

Und bei Bird bestätigt Fabian Lebersorger, dass man in Europa vorübergehend pausiere: „Diese Entscheidung ist im Fluss, da sich die Reaktion auf und Empfehlungen zum Virus weiterentwickeln.“ Auch stehe sie im Einklang mit freiwilligen und verbindlichen Maßnahmen, die von Regierungen und örtlichen Behörden für Unternehmen festgelegt wurden. Weitere Anbieter in Deutschland sind Voi und Jump. Auch Startup Dott aus den Niederlanden will hierzulande starten.

Pandemie macht flexibel: E-Scooter jetzt für Lieferdienst
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Rennen um die E-Scooter-Nutzer

Einen guten Überblick über den Markt verschafft hat sich Ende September 2019 die civity Management Consultants. Die Marktexperten stellen zu der Zeit die richtigen Fragen und sprechen von einem „Rennen um die Nutzer“. Denn die zuweilen neuzeitlich anmutenden Reihen aufgestellter Zweirad-Gefährte im Straßenbild offenbarten nach und nach auch Schattenseiten wie die nachts mit dem Transporter durch die Straßen fahrenden freien Mitarbeitenden der Verleiher, die die Roller einsammeln, aufladen und neu aufstellen. Auch der Wissenschaftliche Dienst des Bundestages hat hierzu Fakten zusammengestellt.

Wie oft werden E-Scooter genutzt?
Die GIM Gesellschaft für Innovative Marktforschung hat im September 2019 genau 1153 Personen ab 18 Jahren repräsentativ online befragt. Lediglich ein Prozent aller Befragten nutzt demnach elektrische Leih-Scooter mehrmals pro Woche. Zwei Prozent geben an, die Roller gelegentlich zu nutzen und weitere vier Prozent haben zumindest schon einmal einen E-Scooter ausprobiert. Elf Prozent aller Befragten kennen das Fahrzeug bisher nicht.

Vernichtend war eher das Urteil des Umweltbundesamtes Anfang September: „Elektrische Tretroller, wie sie aktuell in Innenstädten zum Verleih angeboten werden, sind zurzeit kein Gewinn für die Umwelt: Erste Zahlen zeigen, dass sie oft den umweltfreundlicheren Fuß- und Radverkehr ersetzen. Zudem ist die Lebensdauer der Leih-Roller und Akkus offenbar gering.“ Gleichzeitig stellen die Experten fest, die Roller hätten „durchaus das Potenzial, Mobilität nachhaltiger zu machen: wenn sie Autofahrten ersetzen“.

Tauschmöglichkeit von Akkumulatoren

Kürzlich musste die Bundesregierung im Bundestag berichten, was sie plane, um mehr Menschen vom Umstieg auf Tretroller zu überzeugen. Sie versicherte, Fahrzeuge mit elektrischem Antrieb zu fördern, sei Teil ihrer Elektromobilitätsstrategie. Ziel sei eine nachhaltige Mobilität mit langer Fahrzeuglebensdauer und geringer Umweltbelastung. Zusammen mit den Anbietern habe man die Umsetzung eines nachhaltigen und umweltfreundlichen Einsatzes der Fahrzeuge thematisiert: „Dazu gehört auch die Tauschmöglichkeit von Akkumulatoren.“

Der Dialog scheint zu wirken. Erste Anbieter von E-Scootern kündigen nach Medienberichten freien Mitarbeitenden, die die Roller nachts einsammeln. Ihre Fahrzeuge tauschen sie durch solche mit austauschbaren Akkus aus, wie zum Beispiel von Braunmühl bei Tier bestätigt. Dadurch soll die nächtliche Logistik entfallen.

Foto: Boris Mayer auf Pixabay

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