Die Kosten von Schäden, die durch invasive Arten verursacht wurden, sind mindestens zehnmal so hoch wie die Ausgaben, die für ihre Bekämpfung notwendig wären. Durch Vorsorgemanagement könnten nach Forschungsergebnissen weltweit eine Billion Euro eingespart werden.
Die Ägyptische Tigermücke (Aedes aegypti) ist Hauptüberträgerin des Gelb-, Dengue- und Zika-Fiebers und einiger anderer Viruserkrankungen. Ursprünglich wahrscheinlich in Afrika beheimatet, wurde das Insekt durch den Menschen in andere Erdteile verschleppt. Heute ist sie weltweit in den Subtropen und Tropen verbreitet, einzelne Funde wurden bereits in Südspanien, Griechenland und der Türkei bestätigt.
Solche invasiven Arten sind eine enorme Bedrohung für die biologische Vielfalt. „Sie verändern unter anderem Lebensräume und entziehen einheimischen Tieren Nahrung und Ressourcen, zusätzlich zu dieser Schädigung der Ökosysteme sind sie aber auch einfach teuer“, erklärt Phillip Haubrock vom Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt: „Wenn wir die Auswirkungen invasiver Arten auf die Umwelt erkennen, haben sie sich oft schon fest eingebürgert und weit verbreitet.“ Es sei schwierig, Entscheidungstragende davon zu überzeugen, in etwas zu investieren, das noch kein Problem darstellt. „Aber unsere Forschung zeigt deutlich, wie wertvoll ein vorbeugender Ansatz wäre“, so Haubrock.
Er hat gemeinsam mit Forschenden von 17 internationalen Institutionen mit Hilfe der globalen Datenbank InvaCost zusammengestellt, welche wirtschaftlichen Kosten durch invasive Arten entstehen und in welchem Verhältnis sie zu entsprechenden Managementmaßnahmen stehen. Die Studie zeigt, dass die Ausgaben für Maßnahmen gegen invasive Arten seit 1960 weltweit bei etwa 84 Milliarden Euro gelegen haben.
Im Vergleich dazu berechneten die Forschenden die Schadenskosten – Verluste in der Land- und Forstwirtschaft, Schäden an der Infrastruktur, Belastung der Gesundheitssysteme – im selben Zeitraum von 60 Jahren auf mindestens 976 Milliarden Euro. „Nur 2,5 Milliarden Euro wurden dabei proaktiv für Präventionsmaßnahmen aufgewendet“, so der Biologe Haubrock.
Invasive Arten gar nicht erst eindringen lassen
Der überwiegende Teil der Kosten für das Management wurde für Kontroll- oder Ausrottungsmaßnahmen ausgegeben. „Diese werden aber oft so spät ergriffen, dass sie nicht mehr erfolgreich sind“, sagt er: „Unsere Studie zeigt deutlich, dass ein Ausbau der Vorsorge sinnvoll wäre: Wurde vor der Ausbreitung von invasiven Arten in Managementmaßnahmen investiert, tauchen diese Tier und Pflanzen auch nicht mehr in der Liste der Top wirtschaftlichen Schädlinge auf.“
Das internationale Team hofft, dass die Ergebnisse ihrer Arbeit zu einem frühzeitigeren Management biologischer Invasionen führen. „Wir konnten einen jährlichen Anstieg der Ausgaben für die Bekämpfung invasiver Arten feststellen, allein im Jahr 2020 wurden hierfür weltweit über 3,7 Milliarden Euro ausgegeben“, so Haubrock: „Invasive Arten gar nicht erst eindringen zu lassen, bedeutet, dass die von ihnen verursachten enormen Schäden und Verluste nicht von gesellschaftlichen Bereichen wie beispielsweise Landwirtschaft, Fischerei oder Forstwirtschaft getragen werden müssen.“
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