Die Deutschen haben sich im Corona-Jahr 2020 mit E-Bikes eingedeckt und fahren viel weniger mit Bus und Bahn. So die neuesten Zahlen des Statistischen Bundesamtes. Ob beides zusammenhängt, bleibt erst mal unklar.
Den aktuellen Zahlen nach standen zum Jahresanfang 2021 in den privaten Haushalten in Deutschland rund 1,2 Millionen und damit zwanzig Prozent mehr Elektrofahrräder als im Vorjahr. So gab es Anfang 2021 rund 7,1 Millionen Elektrofahrräder, Anfang 2020 waren es noch 5,9 Millionen. Diese verteilten sich auf knapp 5,1 Millionen Haushalte (2020: 4,3 Millionen). Damit besaß rund jeder achte Haushalt (13 Prozent) in Deutschland mindestens ein Elektrofahrrad. Anfang 2020 war es noch jeder neunte Haushalt, also elf Prozent.
Trend zum Zweit- und Dritt-E-Bike
Interessante Details: Rund 30 Millionen Haushalte besaßen Anfang 2021 Fahrräder oder Elektrofahrräder. Das entsprach 79 Prozent aller Haushalte in Deutschland. Und es gibt einen Trend zum Zweit- und Dritt-E-Bike: Während 2021 in knapp zwei Dritteln (63 Prozent) der E-Bike-Haushalte jeweils ein Exemplar stand, besaß gut jeder dritte dieser Haushalte (34 Prozent) zwei Elektrofahrräder. Nur knapp drei Prozent verfügten über drei oder mehr E-Bikes.
Aber E-Bike fahren ist inzwischen auch eine Preisfrage, wie die Zahlen zeigen: In Haushalten mit monatlich weniger als 2500 Euro Haushaltsnettoeinkommen verfügte rund jeder elfte Haushalt über ein Elektrofahrrad, das sind neun Prozent. In den Haushalten mit monatlich mehr als 3500 Euro Einkommen gab es schon in jedem fünften Haushalt (20 Prozent) mindestens ein Elektrofahrrad.
Wechseln manche von Bus und Bahn auf den Sattel statt ins Auto?
Was ist die Ursache für die hohen E-Bike-Zahlen? Fahren mehr Menschen in der Freizeit Fahrrad? Oder wechselten manche wegen Corona von Bus und Bahn auf den Sattel statt ins Auto, um zur Arbeit zu fahren? Dazu teilt das Statistische Bundesamt nichts mit. Aber es stellt fest, dass bedingt durch die Corona-Pandemie im ersten Halbjahr 2021 deutlich weniger Fahrgäste im Linienverkehr mit Bussen und Bahnen unterwegs waren als im Vorjahreszeitraum.
So war das Fahrgastaufkommen mit fast 3,5 Milliarden Personen um 18 Prozent geringer als im ersten Halbjahr 2020. Besonders stark ging in dem Zeitraum die Fahrgastzahl im Eisenbahn-Fernverkehr zurück: Mit 28 Millionen Personen reisten 34 Prozent weniger Menschen in Fernzügen als im ersten Halbjahr 2020. Der Fernbusverkehr brach sogar um 92 Prozent auf 0,3 Millionen Fahrgäste ein. Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2019 betrug der Fahrgastrückgang im ersten Halbjahr 2021 insgesamt 42 Prozent.
Im Öffentlichen Personennahverkehr, der 99 Prozent des Linienverkehrs ausmacht, ging das Fahrgastaufkommen im ersten Halbjahr 2021 nach vorläufigen Ergebnissen um 17 Prozent zurück. So waren im Eisenbahn-Nahverkehr einschließlich S-Bahnen mit 680 Millionen Fahrgästen 24 Prozent weniger Menschen unterwegs als im Vorjahreszeitraum. Mit Straßenbahnen fuhren 1,1 Milliarden Fahrgäste, was einem Minus von 23 Prozent entspricht. Die Busse im Nahverkehr wiesen lediglich einen Rückgang um rund zehn Prozent auf knapp 1,9 Milliarden Fahrgäste auf.
Daten bilden möglicherweise tatsächlichen Rückgang nicht vollständig ab
Jedoch schränkt das Bundesamt ein, dass die derzeit gemeldeten Daten möglicherweise den tatsächlichen Rückgang nicht vollständig abbilden – unter anderem deshalb, weil im Nahverkehr viele Fahrgäste Zeitkarten besitzen. Diese Tickets würden vermutlich aufgrund der Pandemie vergleichsweise selten genutzt. Daher sei hier noch mit Revisionen der Meldewerte durch die Verkehrsunternehmen zu rechnen, heißt es.
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